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leseprobepolitik

mindestens ein deutscher wurde vom frankfurter quasi-konsulat der taliban als gotteskrieger rekrutiert.
für ddp. im oktober 2001

xsw061 pl 3 DDP 0651 über ddp vom 15.10.01 17:53:00
Terrorismus/Taliban/ZF1/

(Zusammenfassung - neu: Staatsanwaltschaft)
"Report Mainz": Taliban-Todesliste in Frankfurt gefunden
Im Bahnhofsviertel offenbar Gotteskrieger rekrutiert

--Von Wolfgang Frey--

Frankfurt/Main (ddp-swe). Die afghanischen Taliban haben über ihren Stützpunkt im Frankfurter Bahnhofsviertel offenbar zum Töten ihrer Widersacher aufgerufen und Kämpfer rekrutiert. Im Umfeld des im Juni ausgehobenen illegalen "Konsulats" stießen Reporter des ARD-Magazins "Report Mainz" auf eine Todesliste mit 106 Namen von afghanischen Gegnern des Taliban-Regimes. Die vom Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar unterzeichnete Liste sei nach Expertenmeinung eindeutig als Mordbefehl zu werten, berichtete "Report Mainz" am Montag vorab. Einige der Gelisteten seien Anschlägen in der Region Afghanistan-Pakistan zum Opfer gefallen, vier lebten in Deutschland. Zudem habe das Regime im Bahnhofsviertel Söldner angeworben und mit Pässen ausgestattet.

Wie viele Gotteskrieger die Taliban in Frankfurt am Main anwarben, ist offen. Zumindest im Fall des am 22. September an der afghanisch-pakistanischen Grenze festgenommenen mutmaßlichen deutschen Taliban-Kämpfers Denis J. (19) aus Rödermark im Kreis Offenbach sei nach Informationen des Bundeskriminalamts jedoch inzwischen klar, dass er in Frankfurt rekrutiert wurde, berichtete "Report Mainz". Laut einem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" traf die Polizei Denis J. bei einer Durchsuchung des illegalen Taliban-"Konsulats" im Frühjahr an. Seine Personalien seien registriert worden.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft, die im Zusammenhang mit dem Quasi-Konsulat gegen zwei Afghanen wegen Titelmissbrauchs und Amtsanmaßung ermittelt, sprach von "Behauptungen". Im Rahmen der laufenden Ermittlungen gebe es keine Hinweise auf Kontakte der beiden Afghanen zur Terrorszene oder Rekrutierungen von Taliban-Kämpfern in Frankfurt. Das gelte auch für Denis J.

Im Vorwort zu der auf den 3. Juli 2001 datierten Todesliste heißt es laut "Report Mainz": Auch für "diejenigen, die sich im Ausland aufhalten", müsse "eine Lösung" gefunden werden. "Bei der Entscheidung über diese Leute haben Sie freie Hand", zitierte "Report Mainz" weiter aus dem in der afghanischen Landessprache Paschtu verfassten Papier. Verschickt wurde es offenbar per Fax vom Taliban-Geheimdienst in der afghanischen Hauptstadt Kabul an verschiedene Taliban-Stützpunkte, darunter auch das "Konsulat" in Frankfurt.

Gelistet seien neben Gegnern des Regimes Abtrünnige, Sozialisten, Kommunisten, Angehörige der afghanischen Nordallianz und Anhänger des früheren afghanischen Königs Zahir Schah, berichtete "Report Mainz". Ein Afghane aus dem Umfeld des Königs, der im italienischen Exil lebt, sei bereits unter Polizeischutz gestellt worden.

"Report Mainz" hat nach eigenen Angaben dem Bundeskriminalamt (BKA) am Sonntag eine Kopie der Liste übergeben. Die Behörde habe das Schreiben "sehr ernst" genommen. Oberste Priorität habe der Schutz der genannten Personen. Das (BKA) bestätigte am Montag die Existenz der Liste. Sie werde derzeit "hinsichtlich der Gefährdungslage" ausgewertet, sagte eine Sprecherin in Wiesbaden. Einzelheiten nannte sie nicht.

Denis J. ist laut "Spiegel" unterdessen wieder in Deutschland. Der 19-Jährige sei für den späten Freitagabend auf eine Maschine nach Frankfurt am Main gebucht gewesen. Das Bundeskriminalamt habe ihn "begierig" erwartet. Auswärtiges Amt und Bundeskriminalamt wollten weder Abflug oder Ankunft noch Vernehmungen bestätigen.

(Quellen: "Report Mainz" in einer Pressemitteilung und auf ddp-Anfrage in Mainz, Staatsanwaltschaft auf ddp-Anfrage in Frankfurt, Bundeskriminalamt auf ddp-Anfrage in Wiesbaden)

wfr/mai
xsw061 15.10.01 17:53


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