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hessens realos sitzen vorn. für ddp beim grünen-parteitag. gedruckt unter anderem in der offenbach-post. im mai 2002
4. Mai 2002 - 17.30 Uhr
Sitzordnung mit Symbolkraft
Die hessischen Realos macht beim
GrünenBundesparteitag aus der ersten Reihe Stimmung für «Signal der
Stärke»
(Nachrichtenfeature)
Von ddp-Korrespondent Wolfgang Frey
Wiesbaden (ddp). Die Realo-Pioniere aus Hessen sitzen bei
diesem Bundesparteitag in der ersten Reihe. Und diese Sitzordnung hat
Symbolkraft. Beim Rostocker Parteitag im vergangenen November
unterstützten die Hessen-Realos aus dieser Position heraus die grüne
Bundesspitze im Streit um den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, und
um die Unterstützung der Parteispitze geht es auch an diesem
Wochenende in Wiesbaden. «Wir stehen fest hinter dem Bundesvorstand
und dafür machen wir hier aus der ersten Reihe Stimmung», sagt die
hessische Vorstandssprecherin Evelin Schönhut-Keil und fügt
selbstbewusst hinzu: «In Rostock hat das ja auch geklappt».
Rostock hat die Partei auf Linie gebracht, auch das neue
Grundsatzprogramm ist seit kurzem unter Dach und Fach, jetzt soll
Wiesbaden die Einigkeit der Grünen vor der Bundestagswahl
bekräftigen. «Von diesem Parteitag soll ein Signal der Stärke
ausgehen, nicht eines der Zerstrittenheit», sagt Schönhut-Keil und
fordert dieses Signal gleich auch von der Bundesspitze für «ein
zentrales grüne Thema» im anstehenden hessischen Landtagswahlkampf
ein: Im Kampf gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens «brauchen
wir Unterstützung und keine Querschläger», ruft Schönhut-Keil den
Delegierten aus ganz Deutschland zu. Die Partei müsse gemeinsam
deutlich machen, «dass wir diesen Moloch nicht weiter wachsen lassen
wollen».
Den Ausbaugegnern versprach Schönhut-Keil, dass sie sich auf die
Grünen verlassen können: «Es ist ganz ausgeschlossen, dass wir im
Fall einer Regierungsbeteiligung in Wiesbaden dem Bau einer neuen
Landebahn zustimmen werden.» Mit dem möglichen Partner SPD, deren
Landespartei den Ausbau im Grundsatz unterstützt, sei es zwar «noch
nie einfach gewesen», doch hätten die Grünen den Sozialdemokraten im
Bund auch einiges abgerungen.
«Grün wirkt» lautet der Slogan des Parteitags und unter diesem
Schriftzug kündigt die Hessin die Trendwende nach den Debakeln der
letzten 18 Landtagswahlen an. «Wir wollen diesen Abwärtstrend in
Hessen stoppen», ruft Schönhut-Keil, die auf zwei Prozent mehr hofft.
«Ich peile ganz klar neun Prozent an», macht sie klar, während sich
die Delegierten fürs Bundestagswahlprogramm drauf einigen, es bei der
Formel «mehr als acht Prozent» zu belassen und die schriftlich
fixierten Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben.
Einigkeit und Optimismus sind die Schlagworte und auch
unterschiedliche Auffassungen zur Ökosteuer sollen das einige
Wiesbadener Bild nicht trüben. Schönhut-Keils Amtskollege Hubert
Kleinert fordert zwar, sich deutlicher als vom Bundesvorstand
vorgeschlagen festzulegen, wie es mit den nächsten Erhöhungsschritten
weiter gehen soll, will das aber nicht als Dissens verstanden wissen.
Und als es am Ende bei einer eher wächsernen Formulierung bleibt,
ficht das die Hessen nicht an. «Wir haben Bewegung in die Debatte
gebracht», heißt es versöhnlich, immerhin habe man es geschafft, die
Verwendung eines Teils der Steuer für ökologische Maßnahmen zu
«konkretisieren».
Bei so viel Konsens verwundert es nicht, dass sich auch die
Delegierten der anderen Landesverbände mit den hessischen
Vorzeige-Realos solidarisieren, sobald jemand auf Ministerpräsident
Roland Koch (CDU) und die Landtagswahl im Frühjahr 2003 zu sprechen
kommt. Beim Satz «Koch muss weg» ist jedem hessischen Redner der
Applaus des ganzen Saals gewiss.
ddp/wfr/gik 04.05.02 17:30:00 DDP 307
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