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milliardenschweres retttungspaket ohne wirkung. liechtensteiner vaterland vom 5. mai 2010

rettungspaket griechenland

Beruhigungspille wirkt nicht

Das für den Pleitekandidaten Griechenland geschnürte milliardenschwere Rettungspaket hat nur kurz für Entspannung gesorgt. Spekulationen um die Finanzkraft Spaniens liessen die Börsen und den Euro gestern erneut heftig einbrechen.

Von Wolfgang Frey

Der Sonntag hätte die Rettung bringen sollen. Die Rettung für das überschuldete Griechenland, den seit Monaten stürzenden Euro und am Ende für die Reputation der Europäischen Union (EU) als handlungsfähige Wirtschafts- und Währungsmacht in der schwersten Krise seit vielen Jahrzehnten. Gestern wurde klar, dass selbst die zum Wochenschluss vereinbarte 110- Milliarden-Euro-Hilfe für Athen zu gering dosiert war, um tatsächlich als Beruhigungspille für die Finanzmärkte zu wirken.

Gerüchte um einen möglicherweise bevorstehenden Hilferuf des unter einer geplatzten Immobilienblase, miesen Wirtschaftsaussichten und einer exorbitanten Arbeitslosigkeit leidenden Spaniens reichten gestern aus, um die Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt zu schicken. Der Euro fiel auf 1,30 US-Dollar, so tief wie seit über einem Jahr nicht mehr. Anfang Dezember war er noch 1,51 Dollar wert.

Wirkungslose Reflexe
Reflexhaft bemühten sich Berufene gestern um die Verteilung weiteren Beruhigungspillen. «Das würde ich nicht glauben, das ist völliger Wahnsinn», erklärte Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero zu den Spekulationen, sein Land werde als nächstes um Finanzhilfen in Höhe von 280 Milliarden Euro bitten. «Das ist absoluter Schwachsinn», fügte er auf einer Pressekonferenz in Brüssel hinzu, während der spanische Leitindex Ibex 35 um mehr als 5 Prozent abstürzte: «Wenn derartige Gerüchte Auswirkungen hätten, wären wir mit einer sehr ernsten Situation konfrontiert.»

Börsianern kamen bei Zapateros Beteuerungen offenbar nur die ähnlichen, wochenlang fast gebetsmühlenartig wiederholten Aussagen seines griechischem Amtskollegen Giorgos Papandreou in den Sinn, der am Ende bei den Hilfsmilliarden doch beherzt zugriff. Nicht einmal die gestern kurz nach dem Mittag verbreitete Aussage eines Sprechers der Ratingagentur Fitch konnte die Märkte noch beruhigen. Die Agentur bestätigte Spaniens erstklassige Note für die Kreditwürdigkeit und unterstrich, auch der Ausblick bleibe stabil. Allein, es fehlte der Glaube. Die Börsianer hielten sich an die Entwicklung der Risikoaufschläge für zehnjährige spanische Staatsanleihen. Die waren am Morgen auf 110 Basispunkte im Vergleich zu deutschen Papieren gestiegen. Mit anderen Worten: Spanien muss für einen Kredit wesentlich mehr bezahlen als Deutschland. Das zeigt, wie prekär Investoren die Lage des Landes einschätzen.

Spanien gehört mit Griechenland, Italien, Irland und Portugal zu den sogenannten PIIGS-Staaten, den Sorgenkindern der EU. Im vergangenen Jahr stieg die Neuverschuldung auf 11,2 Prozent des BIP. Die Gesamtverschuldung lag mit 53 Prozent aber unter dem EU-Durchschnitt. Unter den Anlegern breiten sich allerdings zunehmend Zweifel aus, ob Ministerpräsident Zapatero das wachsende Haushaltsdefizit in den Griff bekommen kann. Die spanische Wirtschaft befindet sich nach wie vor in der Rezession. Die Arbeitslosenquote stieg auf ein Rekordniveau von über 20 Prozent. Auch international gehen Zweifel um: «Wenn Spanien keine drastischen Massnahmen ergreift, läuft es Gefahr, in dieselbe Falle zu gehen wie Griechenland», schrieb die «New York Times» am Dienstag. «Es könnte sich in einer Lage befinden, in der es unmöglich wird, auf den Geldmärkten Kredite zu akzeptablen Zinsraten aufzunehmen.»

Kapitän ohne Glaubwürdigkeit
Die italienische Zeitung «Corriere della Sera» formulierte es so: «Aus dem Magier Zapatero ist ein Improvisateur geworden. Spanien glaubt nicht mehr an seinen Kapitän.»

Gestern rief auch Spaniens König Juan Carlos sein Volk zur Einigkeit auf. «Wenn alle gemeinsam daran arbeiten, die Krise zu überwinden, können wir die Dynamik von Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand zurückerlangen», sagte der Monarch in der nordspanischen Stadt León.
Eindruck hinterliess auch dieser Appell nicht. In Zürich fiel der Leitindex SMI im Sog der stürzenden Kurse der Grossbanken um 1,81 Prozent. Die Credit Suisse schloss – nach Auszahlung der 2-Franken-Dividende – 3,70 Franken oder gut 7 Prozent im Minus, die UBS – nach eigener Aussage «unerheblich» mit Spanien-Risiken behaftet – gut 5 Prozent tiefer. Der europäische Leitindex EuroStoxx stürzte um 3,8 Prozent, der deutsche DAX um 2,6 Prozent und der österreichische ATX um 4 Prozent.

 

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