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leseprobewirtschaft

müllsortieren 2.0: aussortieren statt kommunizieren. ein text über spam für die presseagentur café europe, st. gallen, schweiz, dezember 2007


21. Dezember 2007

Wenn das E-Mail-Postfach zur Mülltonne wird

Die Zahl unerwünschter Werbe-E-Mails wächst rasant. Spam-Filter sind eine gute Strategie, um die Flut von Datenmüll einzudämmen. Das beste Mittel ist allerdings immer noch der gesunde Menschenverstand.

Von Wolfgang Frey

St. Gallen. - "Herzlichen Glückwunsch, Sie haben 300 Euro gewonnen!", "300% Bonus für ihre erste Einzahlung" oder "Die Kursrakete hebt ab!": So oder so ähnlich klingen die Verheißungen windiger Geschäftemacher, die E-Mail-Postfächer weltweit mit unerwünschten Nachrichten verstopfen. Die Flut des elektronischen Werbe-Mülls wächst unaufhaltsam.

Die Berliner IT-Firma "eleven" meldet für die ersten zehn Monate 2007 eine Vervierfachung des Aufkommens bei deutschen Großunternehmen. Der Spam-Anteil am gesamten Mail-Verkehr liegt dort laut Eleven bei bis zu 95 Prozent. Anders gesagt: Auf eine Mail, die der Empfänger wirklich lesen möchte, kommen 20 unerwünschte. Für Privatleute schätzt Eleven die Spam-Quote auf 85 Prozent.

"Spam wird konstant mehr", sagt der Spam-Experte Sven Karge vom Verband der deutschen Internetwirtschaft "eco". Spammen sei "schlichtweg lukrativ". Von dem millionenfach per Mail angepriesenen "Schrott" - gefälschte Pillen, wertlose Aktien oder nachgemachte Uhren - muss nur ein Bruchteil verkauft werden, um am Ende Gewinn zu machen: "Und diese Art Werbung per E-Mail kostet so gut wie nichts mehr."

"Aktiver Untergrundmarkt"
Für Spammer gibt es im Internet regelrechte Marktplätze, auf denen sie sich Adresslisten, Spam-Software und Rechnerkapazitäten besorgen können. "Das ist ein sehr aktiver Untergrundmarkt", sagt Karge. Vermietet werden dort auch die so genannten Bot-Netze, über die ein Großteil des Spam-Versands abgewickelt wird: Rechner, die mit einem Trojaner verseucht sind und sich von Spammern fernsteuern lassen.

So werden Computer zum Spam-Schleudern, ohne dass ihre Besitzer etwas davon mitbekommen. "Schätzungen gehen davon aus, dass jeder vierte Rechner weltweit mit solcher Software infiziert ist", sagt Karge. Diese kam oft per Spam auf die Computer. Wer auf einen Link in einer Spam-Mail klickt, hat oft ohne es zu merken, ein kleines Programm gestartet, dass den eigenen Rechner zum Spam-Versender macht, persönliche Daten auf der Festplatte ausspioniert oder Online-Banking-Anwendungen manipuliert.

Kein Wunder, dass Hersteller von Anti-Spam-Software Hochkonjunktur haben. Karge spricht von einem regelrechten Wettrüsten. Kaum sind die Spam-Filter verbessert, lassen sich die Spammer etwas neues einfallen. Ein Spam-Filter auf dem eigenen Rechner hilft dennoch weiter. Ebenso die von vielen Mail-Providern angebotenen Filter, die verdächtige Post schon aussortieren, bevor sie auf dem PC des Empfängers landet.

Schützen wie eine Geheimnummer
Perfekt sind die Filter nicht. Immer wieder werden auch Mails aussortiert, bei denen es sich gar nicht um Spam handelt. Also muss regelmäßig der Spam-Ordner überprüft werden. Die beste Strategie gegen Spam ist daher, ihn von vornherein zu vermeiden. "Entscheidend ist, wie man mit seiner E-Mail-Adresse umgeht", sagt Dominik Papies, Mitautor einer Studie der Universität Hamburg zum Thema Spam. "Damit kann man das Spam-Aufkommen stark beeinflussen." Je besser man die Adresse schützt, desto kleiner die Gefahr, dass sie auf die Versandlisten der Spammer gerät.

"Behandeln sie ihre E-Mail-Adresse fast wie eine Geheimnummer", rät das Bonner Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik. Der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte empfiehlt, sich für Internet-Geschäfte, Online-Foren und Newsletter-Abonnements eine extra E-Mail-Adresse zuzulegen. So lässt sich die persönliche Adresse für private oder geschäftliche Kontakte weitgehend schützen.

"Wie beim Drogenhandel"
Papies warnt zudem, auf verdächtige Mails zu antworten, auf enthaltene Links zu klicken oder auf einen angeblichen Abbestell-Button. "Und ganz zentral: Wer eine Webseite hat, sollte seine E-Mail-Adresse dort nie im Klartext veröffentlichen", sagt Papies. Denn dann kann sie leicht von Adress-Suchmaschinen ausgelesen werden.

Spam, sind sich die Experten einig, wird es geben, solange es sich für die Spammer lohnt. Forscher der Universität Maryland haben herausgefunden, dass 14 Prozent der Spam-Adressaten verdächtige Mails lesen, um zu sehen, was drin steht. Immerhin vier Prozent der Befragten gaben zu, schon mal etwas gekauft zu haben, womit per Spam geworben wurde.

 "Es ist wie beim Drogenhandel", sagt der eco-Experte Karge, "Solange es sich rentiert, wird es Spam geben."

 

 

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