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ohne geld kein museum. wie jean christoph ammann zum geld- und kunstsammler fürs frankfurter mmk wurde. für ddp ende 2001

xku004 ku 4 DDP 0143 über ddp vom 26.12.01 10:36:00
Kultur/Museen/MMK/Ammann/FEA/

Ein Museum von Weltruf ohne Geld
Wie MMK-Direktor Ammann aus der Not eine Tugend machte und Millionenbeträge sammelte

--Von ddp-Korrespondent Wolfgang Frey-- (mit Bildern)

Frankfurt/Main (ddp). Dass ihm das Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) einmal Alpträume bereiten würde, hätte sich Jean-Christophe Ammann nicht träumen lassen. "Als ich Ende 1987 zum Direktor berufen wurde, dachte ich, jetzt ist endlich Geld da, Geld für die Kunst", sagt Ammann, 62. Für die Idee, Sponsoren zu suchen, erntete er am Ende der fetten 80er Jahre gar Spott. "Nein, das solle ich mal lieber sein lassen, hieß es aus dem Kulturdezernat, das gehöre sich nicht", erzählt Ammann. Doch dann kamen die Geldverschlinger Wiedervereinigung, Rezession und Gewerbesteuereinbruch. "Kaum war das Museum 1991 eröffnet, war Feierabend", sagt Ammann. Das Geld war alle, die Alpträume begannen.

"Keine Sau hat sich mehr um uns gekümmert", ärgert sich Ammann noch heute, in seinen letzten Tagen als MMK-Chef. Die Stadt habe gerade noch "das Haus aufrecht erhalten", an Geld für Ausstellungen und Ankäufe sei nicht zu denken gewesen. Irgendwann fehlte selbst das Geld fürs Aufsichtspersonal. "Das Museum ist bankrott", schimpfte Ammann im Frühjahr 1992 bei der Pressekonferenz, auf der er den ersten "Szenenwechsel" vorstellt.

Ammanns Worte hatten Gewicht. Wenn ein ehemaliger "documenta 5"-Mitorganisator und Biennale-Kommissar spricht, hört die Kunstwelt nicht weg. Die europäischen Zeitungen vom italienischen "Corriere della Sera" bis zur französischen "Le Monde" berichten tagelang von Bankrott statt Kunst.

"Stinksauer" sei der damalige Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler gewesen, erinnert sich Ammann. Und als er erwogen habe, Eintritt zu verlangen, um wegen unbezahlbarer Aufsichten keinen Raum schließen zu müssen, habe Kulturdezernentin Linda Reisch gar mit Rücktritt gedroht. "Manchmal bin ich nachts schweißgebadet aufgewacht", erzählt Ammann. "Aber dann habe ich mir eines Morgens gesagt, als Schweizer Milizionär begehst Du keine Fahnenflucht."

"Die Alternative war: Entweder dümpelst du vor Dich hin oder das Museum wird zweitklassig", erinnert sich Ammann. Das eine sei nicht seine Art, das andere hätte ihn "wahnsinnig gemacht", sagt er. "Wenn der Weltruf des Museums gelitten hätte, sie hätten mich in die Psychiatrie einliefern müssen."

Das war nicht nötig, denn Ammann vertiefte sich statt dessen in "eine absolut neue Dimension des Sammelns", wie er sie weder als Chef des Kunstmuseums Luzern noch als Leiter der Kunsthalle Basel erlebt hatte. Bis heute hat er rund zehn Millionen Mark für 20 "Szenenwechsel"-Ausstellungen und rund 7.000 Kunstwerke zusammengetragen, auch wenn er manchmal an seine Grenzen stieß.

"Mache eine Sammlung zeitgenössischer Kunst und vermittle sie", habe Kulturdezernent Hilmar Hofmann 1987 zu ihm gesagt, erzählt Ammann. Eine Aufgabe, in die er mehr "Herzblut" gesteckt hat, als in jede andere - und das gern. Das MMK geriet zu seiner Passion. "Doch ab einem bestimmten Punkt entsteht eine psychische Drucksituation, die ungesund wird", sagt Ammann - gerade wenn man sich leicht selbst unter Druck setze. Fast täglich aufs Neue habe er sich die bange Frage nach den Finanzen gestellt.

Ammann hat es geschafft, bis zum Schluss. "Kunst", sagt Ammann, während sein 20. spendenfinanzierter "Szenenwechsel" das Museum schmückt, "ist immer meine geistige Nahrung gewesen, und auch das intensivste Spendensammeln hat mich nicht von ihr abgehalten". Auch nicht das Werben um Geld für seinen Nachfolger Udo Kittelmann, der ihn am 1. Januar ablöst. Für ihn hat Ammann in den letzten Monaten mehrere Millionen Mark als Startkapital organisiert - Alpträume vorerst ausgeschlossen.

wfr/rie
xku004 26.12.01 10:36


xku003 ku 4 DDP 0142 über ddp vom 26.12.01 10:35:00
Kultur/Museen/Ammann/INT/

(ddp-Interview)
MMK-Direktor Ammann fordert bessere Bedingungen für Sponsoren
(mit Bild)

Frankfurt/Main (ddp). Der scheidende Direktor des Frankfurter Museums für Moderne Kunst (MMK), Jean-Christophe Ammann, fordert eine stärkere steuerliche Entlastung für Kultursponsoren. Während in den USA Sponsoren "enorme steuerliche Vorteile" bekämen, geschehe dies in Deutschland bislang nicht in diesem Maße, sagte Ammann der Nachrichtenagentur ddp in Frankfurt am Main. Angesichts immer spärlicher fließender öffentlicher Gelder für Museen und andere Kultureinrichtungen sei eine entsprechende Neuregelung der deutschen Sponsoringbedingungen notwendig.

Der "Museumsdirektor von heute" ist nach den Worten von Ammann im wachsenden Maße "fürs Spendensammeln" und längst nicht mehr nur für die Kunst zuständig. Als MMK-Direktor habe er seit 1991 selbst rund zehn Millionen Mark an Spenden eingeworben, um Neuanschaffungen und Ausstellungen wie die "Szenenwechsel" bestreiten zu können. Verbesserte Bedingungen für Sponsoren würde diese Aufgabe "wesentlich vereinfachen", sagte Ammann.

Für seinen Nachfolger Udo Kittelmann, der seinen Posten im MMK am 1. Januar antritt, hat Ammann für die nächsten drei Jahre bereits 800.000 Mark pro Jahr an Sponsorengeldern als Startkapital aufgetrieben. Die Stadt Frankfurt steuert die gleiche Summe bei. Ammann hatte seinen vorzeitigen Rücktritt vom Direktorenposten im Sommer unter anderem damit begründet, dass ihm die Sponsorensuche inzwischen zu aufwendig geworden sei.

wfr/rie


xku005 ku 4 DDP 0144 über ddp vom 26.12.01 10:37:00
Kultur/Museen/MMK/HIG/

(ddp-Infokasten)
Museum für Moderne Kunst
"Tortenstück" mit Weltruf
(mit Bild)

Frankfurt/Main (ddp). Die Frankfurter nennen ihr jüngstes Museum schlicht und etwas despektierlich "Tortenstück". Nach einem Entwurf des Wiener Architekten Hans Hollein errichtet, zwängt sich das Museum für Moderne Kunst (MMK) in Form eines spitzen Dreiecks auf ein schmales Innenstadtgrundstück in Sichtweite des Doms.

Im Innern des am 6. Juni 1981 eröffneten Hauses spielt die zeitgenössische Kunst die Hauptrolle. Grundstock der Sammlung sind 84 Werke der 60er Jahre, zusammengetragen vom Darmstädter Kunstfreund Karl Ströher und Anfang der 80er Jahre von der Stadt Frankfurt erworben. Zu den Künstlern zählen Größen wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Jasper Johns, John Chamberlain und Ives Klein.

Seither wurde die Sammlung unter der Ägide des Gründungsdirektors Jean-Christophe Ammann Zug um Zug erweitert. Zu ihr zählen heute unter anderem Werke von On Kawara, Bruce Naumann, Heiner Blum, Reinhard Mucha, Allen Ruppersberg und Günther Förg. Etwa alle sechs Monate rüstet sich das MMK zum "Szenenwechsel": Knapp ein Dutzend Räume werden dabei nach dem Motto "Besucher, Werke und Museumsteam in Bewegung halten" neu bespielt und gemeinsam mit Künstlern gestaltet. Im Zentrum des inzwischen 20. Szenenwechsels steht bis Anfang März die Sonderausstellung "Figures & Places" mit Werken von Jeff Wall.

Am 1. Januar übernimmt Udo Kittelmann, bis dato Direktor des Kölnischen Kunstvereins, die Leitung des Museums, das Weltruf genießt. Sein Konzept will er im Frühjahr präsentieren.
wfr/rie



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